Die Fujifilm X-T5 im Langzeittest: Wie schnell doch die Zeit vergeht! Vor etwas über einem Jahr (nun gut, 1 Jahr und 3 Monate ist es nun her) klingelte endlich der Postbote und überreichte mir mein neues Spielzeug: Meine erste Fujifilm Kamera! Es wäre als mal an der Zeit, das letzte Jahr mit der Fuji kurz revue passieren zu lassen. In diesem Beitrag möchte ich euch über meine Erfahrungen mit der X-T5 berichten, vor allem im Hinblick auf meine beiden bevorzugten Genres: Streetfotografie und Reisefotografie.
Übrigens:
Wie immer habe ich mein Equipment selbst gekauft. Der Inhalt dieses Reviews basiert also rein auf meinen persönlichen Eindrücken und Erfahrungen im Bereich der Street- und Reisefotografie!
Los geht’s! Lasst uns gemeinsam in ein Review starten, bei dem es sich nicht nur um die technischen Aspekte einer Kamera dreht, sondern auch zu einem guten Teil um die Emotionen und das Feeling beim täglichen Einsatz in den Gassen, Wäldern und auf den Bergen dieser Welt. Viel Spaß!
Inhalt
Warum überhaupt eine neue Kamera kaufen?
Warum die Fotoausrüstung für mich einen Unterschied macht, habe ich hier auf dem Blog ja schon mal länger breit getreten. Mir hat meine „alte“ Olympus OM-D E-M 10 Mark I einfach eine Freude mehr bereitet. Die Kamera lag eigentlich nur noch im Schrank und wurde nur noch selten benutzt. Aber warum eigentlich?
Klar, meine Olympus war mit ihrer Auflösung von 16 Megapixel nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik – für Facebook, Blogs und Co. sollte die Auflösung aber alle mal reichen!
Nein, es lang viel eher an der Haptik! Irgendwie wollte die Kamera nicht mehr so recht zu mir passen. Die Menüführung war noch nie sonderlich gut und irgendwie wollten meine Finger mehr physische Schalter bedienen und an Rädchen drehen.
Hinzu kam allerdings auch noch die massiv gestiegene Qualität von Smartphone Fotos. Mein iPhone 14 Pro macht mit seinen 40 Megapixel mittlerweile in vielen Situationen recht ordentliche Bilder! Häufig qualitativ hochwertiger, als die Bilder meiner alten Olympus.
Wie auch du das maximale aus deinem Mobiltelefon herausholen kannst, erfährst du übrigens in diesem Artikel: Fotografie mit dem Smartphone – 14 einfache Tipps.
Mein Auswahlprozess für die perfekte Street- und Reisekamera
Um es für dich möglichst transparent zu gestalten, wie ich diese Kamera bewerte – nämlich in erster Linie Emotional – ist es mir wichtig, dass du verstehst, warum ich mich überhaupt für die Fujifilm X-T5 entschieden habe. Dazu möchte ich dir nun erst einmal kurz einen Einblick in meinen Auswahlprozess geben! So runter geschrieben erscheint dieser relativ kurz – wenn ich mich zurückerinnere und an die Stunden vor Google und YouTube denke, wird mir allerdings ganz anders!
Die Wahl der Kamera: Was war mir besonders wichtig?
Bildqualität liefern mittlerweile alle etablierten Hersteller, aber sie alle unterschieden sich im Look&Feel ihrer Kameras. Besonderes Augenmerk wollte ich dieses mal auf das Gefühl legen, dass ich habe, wenn ich die Kamera und die Objektive des Herstellers meiner Wahl benutze. Die Sensorgröße war dabei nachrangig.
Auch portabel sollte das neue System noch irgendwie sein, die neue Kamera soll natürlich bei so vielen Urlauben wie möglich mit im Gepäck sein. Und wenn wir schon von Reisen mit der Kamera sprechen, dann ergeben sich gleich noch ein paar wichtige Eigenschaften: Robustheit, Wetterfestigkeit und eine solide Verarbeitung kamen mit auf die Liste.
Wenn die Kamera nun noch ganz nett aussieht, dann wäre das auf jeden Fall ein Bonus – oder?
Darf ich vorstellen: Meine damalige Liste der wichtigsten Eigenschaften des neuen „Arbeitsgeräts“ … für mein Hobby. 😉
- Gute Haptik
- Solide Verarbeitung (Metall wäre toll!)
- Wetterfestigkeit (Logisch – je nach Objektiv)
- Gewicht (Medium-Format war damit wohl raus)
- Aussehen
- Auswahl an Objektiven (vor allem für Reisefotografie und Streetfotografie)
- Bildqualität
- Langfristige Verfügbarkeit
Der geplante Einsatzzweck: Streetfotografie und Reisefotografie
Für was brauche ich schon mal keine Kamera? – Ich fange direkt wieder damit an, Dinge auszuschließen. So ist das für mich am Einfachsten. Also frage ich mich natürlich auch, was ich denn so eigentlich alles vor die Linse bekommen möchte und was nicht. Anschließend überlege ich mir natürlich auch noch, was eigentlich meine Fotografischen Schwerpunkte in den letzten Jahren waren.
Machen wir’s kurz: Ich mache keine Videos – das ist so gar nicht meins! Wenn ich mir die Technischen Daten einer Kamera ansehe, ist es zwar ganz nett zu lesen, wie toll die Geräte für Videoproduktionen geeignet sind, aber ganz ehrlich: Das brauche ich nicht! Auch bin ich kein Vlogger – ein um 360° Schwenkbares Display ist mir also auch nicht wichtig.
Wenn ich denn nun die Kamera bediene, wo passiert das?
- Ich habe kein Studio
- Fotografiere nur sehr selten Portraits und noch seltener Events
- Bin am liebsten draußen in den Straßen, in Wäldern, auf Dünen und auf Bergen!
- Tiere (also klassiches Wildlife) fotografiere ich nur selten – macht mir aber trotzdem Spaß
- Ich bin öfter mal im Regen und bei Dunkelheit unterwegs
Dadurch ergeben sich zwar einige Nice-To-Haves (Wetterfestigkeit, Robustheit….), es fallen aber auch einige Features vieler moderner Kameras aus meinem Fokus (Explizite Wildlife-Linsen, minimale Schärfentiefe, minimales Bild-Rauschen, Sport-Fotografie). Es muss also nicht zwingend eine Nikon, Sony oder Canon Vollformat Kamera werden und schon gar kein hoch spezialisiertes Modell für Sport- und Eventfotografie.
Die Suche nach dem passenden System
Gerade das Thema „Verfügbarkeit“ kam noch in letzter Minute mit auf die Liste – angefeuert durch den damals recht aktuellen Verkauf von Olympus an JIP. Irgendwie war mir da nicht mehr so ganz wohl dabei!
Die neue Olympus OM-D EM-1 war für mich damit also raus aus dem Rennen – schade eigentlich, hier hätte ich ja bereits so ziemlich alle wichtigen Objektive in meinem Besitz gehabt. Doppelt schade: Ich musste einiges an Equipment verkaufen bzw. neu Beschaffen.
Aber das gute ist ja, dass sich mit jedem Neustart auch ganz neue Möglichkeiten und Perspektiven eröffnen können!
Weiter im Rennen blieben also die folgenden Hersteller:
- Leica mit der M-10 oder der SL-2
- Panasonic mit der S-5
- Nikon mit der Z fc
- Sony mit der Alpha 7 C
- Fujifilm mit der X-T4 und X-T5
Und schon ging es recht flott!
Leica M-10/SL-2: War mir einfach zu teuer! Auch wenn die Haptik und Verarbeitungsqualität über jeden Zweifel erhaben sind!
Panasonic S-5: Wollte mir irgendwie nicht so wirklich gut in der Hand gefallen – keine Ahnung, warum!
Sony Alpha 7C: Irgendwie fand ich den Preis recht frech – vor allem, wenn man bedenkt, dass man für den gleichen Preis die Alpha 7 der neueren Generation (ohne Retro-Look) bekommen hätte.
Und schon waren es nur noch zwei!
Die Nikon Z fc gefiel mir haptisch wirklich richtig gut! Das Zünglein an der Wage waren zum Schluss die verfügbaren Objektive – hier hatte Fujifilm einfach die Nase vorn – ganz weit vorn!
Warum habe ich mich für die Fujifilm X-T5 entschieden?
… wo mir doch die Auflösung gar nicht so wichtig war? Hätte es dann nicht die X-T4 getan?
Diese Frage lässt sich mit einem klaren JA beantworten! Ausschlaggebend war letztendlich eigentlich nur eine Trade-In Aktion, mit der ich für die X-T5 im Vergleich zur X-T4 gar nicht mehr so viel drauf legen musste. Hier siegte ganz klar auch noch der Bauch über den Verstand – die 40 Megapixel sind schon sexy!
Technische Daten der Fuji X-T5
Machen wir es kurz und knackig und auch möglichst schmerzfrei! Die X-T5 hat schon recht beeindruckende Technische Daten und ist im Vergleich zu meiner alten Olympus OM-D E-M 10 natürlich ein riesiges Upgrade:
- Effektive Pixelzahl: 40,2 Mio. Pixel
- Bildsensor: 23,5 x 15,6 mm (APS-C) X-Trans CMOS 5 HR
- Prozessor: X-Prozessor 5
- Display: Schwenkbares 7,6 cm (3 Zoll) Touchscreen LCD mit ca. 1,84 Mio. Bildpunkten
- Sucher: 0,5 Zoll OLED Farbsucher mit ca. 3,69 Mio. Bildpunkten
- Verschlusszeit: mechanisch: 1/8.000 Sek. Elektronisch: 1/180.000 Sek.
- Videoaufzeichnung: Max: 6.2 K (6240×3150)
- Konnektivität: Bluetooth + WiFi
- Filmsimulation: 19 Modi
- Batterielaufzeit: Ca. 740 Aufnahmen (Economy-Modus), ca. 580 Aufnahmen (Normal-Modus)
- Serienaufnahme: Ca. 20 Bilder pro Sekunde
- Bildstabilisierung: IBIS + OIS
- Gewicht: ca. 557 g
- Wetterfest: Ja
Besonders gespannt war ich tatsächlich auf die Performance des Sensors, gerade bei Dunkelheit und auf den Bildstabilisator im Vergleich zur Olympus. Dass ich mich später noch so eingehend mit dem Filmsimulationen beschäftigen werde (und teilweise ganz ohne RAWs fotografieren würde) , hätte ich zu diesem Zeitpunkt übrigens noch nicht gedacht!
Die (für mich) wichtigsten Objektive im Fujifilm X-Mount
Immer dann, wenn man ein Kamerasystem wechselt, möchte man natürlich möglichst schnell und auch mit möglichst geringen Geld-Aufwand ins „laufen“ kommen. Ich erstelle mir also eine kleine Wunschliste, der für mich persönlich wichtigsten Objektive für meine Genres (siehe Abschnitt Einsatzzweck).
Außerdem sind Objektive einer der wichtigsten technischen Bestandteile bei der Entstehung eines Bildes! Jedes hat seinen eigenen Bildlook und Genrespezifischen Besonderheiten. Manche Fotografen würden auch sagen, dass die Objektive wichtiger sind, als das Kameragehäuse (und ich bin geneigt in weiten Teilen zuzustimmen).
Ich gliedere die Objektive gerne in zwei Haupt-Kategorien: Die Generalisten und die Spezialisten. Erstere sind die Objektive, die ich überall (in all meinen Genres) einsetzen kann, bei letzteren ist der Einsatzzweck schon recht beschränkt.
Warum mache ich mir vor dem Kauf einer Kamera aber eigentlich so viele Gedanken über die Objektive? Ganz einfach: Ohne Objektive ist die beste Kamera nutzlos! Für die Nikon Z fc habe ich zum Beispiel (für meinen Geschmack) zu wenige Objektive in der näheren Auswahl bzw. auf meiner „Will-Haben-Liste“ stehen gehabt.
Auf meinen „Wunschlisten“ findet ihr übrigens ausschließlich Objektive mit Autofokus. Gerade bei den Weitwinkel-Objektiven überlege ich mir aber dennoch, nach guten alternativen mit manueller Fokussierung zu suchen, zumindest um mal ein Gefühl für die Brennweite(n) an APS-C zu bekommen.
Die Generalisten
Wenn ich nicht weis, was mich in einer Stadt oder auf einer Wanderung erwartet, dann habe ich am liebsten ein paar gute Zoom-Objektive mit dabei. Im besten Fall befindet sich natürlich nur ein einziges Objektiv – maximal drei – in meiner Kameratasche. Betrachtet man meine beiden Haupt-Genres (Street- und Reisefotografie) fällt schnell auf, dass sich die Schnittmenge der Objektive, die man dort einsetzen würde im Ultraweitwinkel- bis leichten Tele-Bereich bewegt. Wobei mir der Ultraweitwinkel-Bereich hierbei nicht ganz so wichtig ist.
Ich möchte hier also (in etwa) einen Brennweiten-Bereich von 8 – 80mm (APSC) bzw. 12 – 120mm (Vollformat) abdecken. Natürlich bei guter Bildqualität, möglichst kompakten Objektiven, und so weiter…
Folgende Objektive sind mir hierbei ins Auge gefallen:
- Fujifilm XF 8-18 mm f2.8 R LM WR
- Fujifilm XF 10-24 mm f4 R OIS
- Sigma 10-18 mm f2.8 CD DN Contemporary
- Tamron 11-20 mm f2.8 Di III-A RXD
- Fujifilm XF 16-55 mm f2.8 R LM WR
- Fujifilm XF 18-55 mm f2.8-4 R LM OIS
- Fujifilm XF 16-80 mm f4 R OIS WR
- Tamron 17-70 mm f2.8 Di III-A VC RXD
- Sigma 18-50 mm f2.8 CD DN Contemporary
Also eigentlich eine ganz solide Wahl aus „Original-“ und Dritthersteller-Objektiven.
Davon aktuell in meinem Besitz befindet sich das Fujifilm XF 18-55mm f2.8-4 R LM OIS, welches als Kit-Objektiv direkt mit der Kamera kam. Und was soll ich sagen? Ich kann mich einfach nicht davon trennen! (Testbericht folgt!) Zusätzlich dazu habe ich mir noch das Tamron 17-70mm f2.8 Di III-A VC RXD zugelegt. Es ist zwar deutlich schwerer, als das kleine Fuji, deckt aber mit seiner durchgängigen Offenblende von f2.8 und einem Zoom-Bereich von 17-70mm einfach den größeren Bereich ab. Der Blendenring fehlt mir allerdings sehr!
Die Ultraweitwinkel von Fujifilm sind mir (gemessen an der Häufigkeit, mit der ich mir diese für bestimmte Situationen bereits gewünscht hätte) aktuell einfach noch zu teuer. Ich denke, ich werde hier in Zukunft eher entweder auf einen Dritthersteller, oder auf eine Festbrennweite ausweichen. Bei 40MP hat man zum Glück auch einiges an Reserven, was das nachträgliche Croppen angeht.
Die Spezialisten
Kommen wir nun zu den etwas spezielleren Objektiven, die so auch nicht jeden Tag in ohne darüber nachzudenken in meine Kameratasche wandern würden.
Meine Wunschliste mit Objektiven für die Landschafts- und Reisefotografie
Das letzte Jahr über hat mir ein Telezoom doch das ein oder andere Mal schmerzlich gefehlt – gerade, auf Wanderungen oder in Tierparks. Das Gesamtgewicht am Rücken oder auf der Schulter sollte natürlich nicht übermäßig ansteigen, weshalb es hier vorerst (nur) zwei Linsen auf meine Wunschliste geschafft haben:
- Fujifilm XF 70-300 mm f4.0-5.6 R LM OIS WR (Erstkontakt)
- Fujifilm XF 50-140 mm f2.8 R LM OIS WR
Anfang des Jahres ist dann endlich das Fujifilm XF 70-300 mm bei mir eingezogen. Bilder folgen natürlich!
Was mir aktuell noch ein wenig abgeht, ist ein solides Ultra-Weitwinkel. Das hatte ich zwar an meiner Olympus damals auch nicht in der Kameratasche, aber auch damals hat mir solch eine Linse schon des öfteren mal „gefehlt“.
- Fujifilm XF 8 mm f3.5 R WR
- Samyang AF 12 mm f2.0
- Viltrox AF 13 mm f1.4
Ich liebäugle ja auch ein wenig mir einem kleinen Fisheye Objektiv, wenn dann aber nur eine günstige manuelle Variante aus Fernost.
Meine Wunschliste mit Objektiven für die Streetfotografie mit Fujifilm Kameras
Die kompakten Festbrennweiten von Fujifilm – von Fans auch häufig „Fujicron“ genannt – dürfen auf dieser Liste natürlich nicht fehlen! Mit dem XF 23 mm f2.0 an der X-T5 fällt man in der Menschenmenge auf der Straße kauf auf und wirkt im Vergleich zum großen Tamron 17-70 mm weitaus weniger „bedrohlich“. Genau das Richtige eben für die Streetfotografie!
- Fujifilm XF 16 mm f2.8 R WR
- Fujifilm XF 23 mm f2.0 R WR
- Fujifilm XF 35 mm f2.0 R WR
- Fujifilm XF 50 mm f2.0 R WR
- Samyang AF 12 mm f2.0
- Viltrox AF 13 mm f1.4
- Viltrox 27 mm f1.2 PRO
Und auch hier gibts mal wieder die ein oder andere Überschneidung, gerade im Weitwinkel-Bereich. Mal sehen, für welches Objektiv ich mich hier dann letztendlich entscheide (Samyang AF 12 mm f2.0 oder Viltrox AF 13 mm f1.4).
Warum hier nicht die f1.4 Varianten der Fujifilm Festbrennweiten aufgelistet sind, wirst du dich jetzt vielleicht fragen? Nun ja, diese Frage kann ich ganz ehrlich mit nur zwei Wörtern beantworten: „Preis und Gewicht“. Beim Viltrox 27 mm konnte ich dann aber einfach nicht widerstehen, ein Weitwinkelobjektiv mit solch einer maximalen Blendenöffnung gibt es ansonsten im Fujifilm Segment nicht – schon gleich gar nicht für den Preis! Ansonsten sind die f2.0 Varianten für meine Zwecke absolut ausreichend und dazu noch klein und leicht, bei absolut überragender Bildqualität (subjektiv betrachtet müssen sich hier viele Objektive anderer Hersteller in dieser Preis-Range im Vergleich ganz ganz weit hinten anstellen und leise weinen).
Die Fujifilm X-T5 im Langzeittest
Mit der Fujifilm X-T Serie habe ich schon länger immer mal wieder geliebäugelt, irgendwie ist es aber dann doch jedes mal eine andere Kamera geworden. Einzig der im Vergleich zu Olympus schwächere oder nicht vorhandene IBIS hielt mich bis zur X-T4 und X-T5 vom Wechsel in das Fujifilm Lager ab. Von der Verarbeitung und Materialanmutung war ich nämlich schon eine ganze Weile ziemlich angetan und ein Fan vom Retro-Look war ich auch schon immer.
Im Herbst 2022 tauchten schließlich endlich die ersten Gerüchte und Mutmaßungen auf. Alles drehte sich dabei um folgende Eckpunkte:
- Erneut ausgestattet mit einem Bildstabilisator (wenig überraschend)
- Verbesserter Autofokus (wohl einer der größeren Kritikpunkte an den meisten bisherigen Fujifilm Kameras)
- Besseres Akkumanagement
- Einem absolut irrsinnig wirkenden 40 Megapixel Sensor!
- Abschied vom schwenkbaren Bildschirm-Firlefanz
Damals dachte ich mir schon: „Wenn an den Gerüchten wirklich was dran ist, dann ist das wohl DIE Kamera für Reisefotografen!“
Also eigentlich perfekt für jemanden wie mich, der sein Hobby die letzten Jahre ein wenig zu arg schleifen gelassen hat. Keine Ausreden mehr, die Kamera zuhause zu lassen?
Nun – nach der Sichtung erster „Reviews“ (ich bin ja der Meinung, dass man nach einer Woche noch nicht wirklich von einem Review sprechen sollte) oder besser Ersteindrücke habe ich mich final entschieden: Es wird nicht die X-T4, sondern die X-T5 werden!
Ergonomie und Verarbeitung
Die Fujifilm X-T5 ist mit 130 x 91 x 64 mm wieder ein wenig kleiner als die X-T4 und sogar knapp 50 Gramm leichter. Damit kehrt Fujifilm endlich (bei sich im Hause zumindest) den Trend zu immer größeren Kameragehäusen um. Mir gefällts, jedes Gramm weniger an meinem Handgelenk ist mir nur recht!
Die Kamera kommt im bekannten, stylischen Retrolook mit vielen Einstellrädern und Knöpfen, welche direkten Zugriff auf alle wichtigen Kamerafunktionen bieten. Wer die X-T-Serie kennt, wird sich so in der Bedienung direkt heimisch fühlen. Wer ein neuer Fujifilm Nutzer ist (so wie ich) wird ein wenig brauchen, um sich vom „PASM“ Einstellrad an die neue (alte) Bedienphilosophie anzupassen. Nach ein paar Wochen möchte man allerdings nie mehr eine Kamera auf andere Art und Weise bedienen!
Durch die vielen Rädchen und Schalter ist die X-T5 aber definitiv keine „Einhandkamera“! Während die linke Hand das Objektiv stützt (und Zoom, Schärfe sowie den Blendenring bedient), ruht meine Rechte möglichst locker am Handstück, um dort mit Daumen und Zeigefinger die meisten Einstellungen möglichst schnell und flüssig vornehmen zu können.
Für vieles gibt es sogar zwei oder drei alternative Einstellwege. Das mag bei Einsteigern in die X-T-Serie für Verwirrung sorgen, andere hingegen lieben diese Individualität. Schließlich führen ja auch viele Wege nach Rom und nicht jede*r möchte immer mit dem Auto fahren! 😉
Ich finde nach kurzer Eingewöhnung alle Knöpfe dort, wo ich sie erwarte. Die Druckpunkte sind äußerst Angenehm, die Rädchen haben einen angenehmen Widerstand beim drehen und rasten satt, doch sanft ein. Dabei liegt die Kamera äußerst angenehm in der Hand – ich erfreue mich jedes mal an der wirklich hochwertigen Verarbeitung. Glaubt man den Werbeversprechen, kann man mit dem Gehäuse ohne Bedenken bei Regen in die Natur, in den Großstadt-Jungel, oder auch zum Wandern. Dafür sorgt eine sehr stabile Konstruktion und eine Vielzahl an Dichtungen.
Dass die Fujifilm X-T5 eine „Retro“-Kamera ist, ist zwar den meisten Kameraenthusiast*innen hinreichend bekannt – falls nicht sieht man ihr das aber an die 80er Jahre angelehnten Design klassischer Spiegelreflexkameras bereits von weitem an. Das Design setzt sich sogar bis in kleine Details fort wie etwa den Auslöser. Er besitzt einen sehr angenehmen, weichen Widerstand bis zum ersten Druckpunkt. Dieser ist nicht schwer zu überwinden, sodass man den Auslöser sanft durchziehen kann. Ein Highlight im Auslöser ist für mich das Gewinde. Hier kann ein echter, mechanischer Draht-Fernauslöser eingeschraubt werden – oder aber eben, wie in meinem Fall: ein größeren Auslöseknopf (den findige Dritthersteller anbieten) um die Kamera ein klein wenig auch äußerlich zu personalisieren.
Während die meisten der Drehschalter eine Arretierungsfunktion haben, hat das Rad für die Belichtungskorrektur dieses Feature nicht. Da ich hier aber eh ständig am „rumspielen“ bin, vermisse ich diese hier auch nicht!
Alles in allem lässt sich sagen, dass die Verarbeitung über jeden Zweifel erhaben ist! Wer auf Retro steht, oder lieber an kleinen Rädchen dreht, als über den PASM-Schalter durch unterschiedliche Modi zu navigieren und sich ständig an wechselnde Belegungen seiner Einstellrädchen erinnern muss, der ist bei dieser Kamera absolut richtig aufgehoben! Mir macht’s auf jeden Fall einen riesen Spaß die Fujifilm Kamera zu bedienen – ganz egal, ob in der Stadt, oder auf Reisen!
Ausstattung – Innere und Äußere Besonderheiten
Als Kamera mit klassischer Bedienung über einen Blendenring sowie Belichtungszeiten- und ISO-Rad verzichtet die Fujifilm X-T5 auf Motivprogramme. Auch eine Vollautomatik mit Motiverkennung gibt es nicht. Das ist angesichts der Zielgruppe von Foto-Enthusiasten im Semiprofi- bis Profi-Bereich auch gar nicht erforderlich. Hier nimmt man wohl einfach an, dass der Fotograf/die Fotografin sich bewusst ist, was eine längere Belichtungszeit so bewirkt – bzw. wie man den Fokus bei einer Langzeitbelichtung in der Nacht einstellt um den Sternenhimmel ablichten zu können (ja, ich spiele hier auf den „Starry-Sky-AF“ von Olympus an 😉 ).
Auf Bildeffekte muss man allerdings nicht verzichten. Hier nutzt Fujifilm gezielt seine Erfahrung im Bereich der Produktion von analogem Filmmaterial und stellt unterschiedliche „Filme“ als Simulationen zur Verfügung. Neben den klassischen Filmen wie Astia, Provia und Velvia stehen auch Simulationen ohne analoges Vorbild zur Verfügung, wie zum Beispiel der Classic Chrome und andere.
Was mir anfangs gar nicht so wirklich bewusst war, ist die schiere Fülle an Anpassungsmöglichkeiten der Filmsimulationen, die Fujifilm den Anwender*innen ermöglicht! Da ist es nicht verwunderlich, dass es ganze Bücher mit „Film-Rezepten“ auf dem Markt gibt – Kochbücher für Filmlooks sozusagen!
Insgesamt bietet die Fujifilm Kamera 18 verschiedene Simulationsmodi. Jeder hat dabei unterschiedliche Eigenschaften im Kontrastverhalten, der Farbwiedergabe und mache passen auch ihr Filmkorn an das aktuelle Rauschverhalten des Sensors an, also beinahe wie ein echter Analoger-Film – nur halt mit einer Speicherkarte. Die Standard-Einstellung der Kamera ist die Provia-Simulation (neben RAW).
Das bietet so kein anderer mir bekannter Kamera-Hersteller, für mich ein absolutes Alleinstellungsmerkmal der Fujifilm Kameras. Man kann an dieser Stelle natürlich argumentieren, dass man das ja alles noch im Nachhinein in Lightroom, CaptureOne und Konsorten alles simulieren kann. Fakt ist aber, dass (für mich) die Zeitersparnis doch enorm ist! Zusätzlich ist es auch mal ganz erfrischend, sich vor dem drücken des Auslösers Gedanken zu machen, wie das fertige Bild eigentlich aussehen soll! 😉 Ich glaube, das machen wir Fotograf*innen ansonsten viel zu selten und falls doch in viel zu geringem Umfang.
Ich konnte jedenfalls feststellen, dass ich mit meiner Fujifilm Kamera um einiges bewusster fotografiere, als mit der OM-D. Ob das jetzt vollständig den Simulationsmodi zuzuschreiben ist, oder auch der Tatsache, dass ich mich gerade einfach viel viel mehr mit meinem neuen Spielzeug beschäftige, ist allerdings schwer zu sagen. Mein persönlicher Eindruck ist jedenfalls, dass mich diese Modi in der Streetfotografie ein gutes Stück nach vor gebracht haben.
Die Dynamikbereichserweiterung erhöht je nach eingestellter Stärke die minimale ISO-Empfindlichkeit und sorgt tatsächlich für mehr sichtbare Dynamik in den JPEG-Aufnahmen. Das immer weiter verbreitete HEIF-Bildformat mit kleineren Dateien bei gleichzeitig höherer Farbtiefe und feinerem Dynamikumfang als JPEG bietet die X-T5 ebenfalls.
Die Fujifilm X-T5 besitzt einen vergleichsweise langlebigen, bis zu 1/8.000 Sekunde schnellen mechanischen Verschluss. Dieser soll euch für mindestens 500.000 Auslösungen treue Dienste erweisen. Er besitzt einen nicht zu lauten, meiner Meinung nach sehr angenehmen Sound. Zur Reduzierung von Vibrationen lässt sich selbstverständlich ein elektronischer erster Verschlussvorhang aktivieren. Zudem bietet die X-T5 eine rein elektronische Auslösung mit sogar bis zu 1/180.000 Sekunde kurzen Verschlusszeiten (vollkommen geräuschlos).
Gerade im Zusammenhang mit der Dynamikbereichserweiterung, die die Basis-ISO auf bis zu 800 anhebt, sowie lichtstarken Objektiven ist der schnelle elektronische Verschluss in hellen Umgebungen ein Segen (solange ihr nicht unbedingt Monitore abfotografiert). Diese Erweiterung des Dynamikbereichs funktioniert dabei fast wie ein „Mini-HDR“ – kommt also mit nur einer Belichtung aus und lässt sich dadurch auch gut mit sich bewegenden Motiven einsetzen. Im Bereich der Streetfotografie natürlich sehr interessant. Bei Indoor-Sport, oder Szenen in denen es generell ein wenig dunkler ist, würde ich das Feature wohl eher deaktivieren um mein Bildrauschen möglichst gering zu halten.
Den Umfang eines echten HDR Fotos erreicht sie natürlich nicht, dafür bringt die Fujifilm X-T5 allerdings auch direkt einen eigenen Modus mit, der die Verarbeitung nach JPEG, DNG und HEIC für euch übernimmt. Alternativ kannst du natürlich auch ein klassisches Exposure-Bracketing durchführen.
Sehr positiv überrascht hat mich der Akku der Kamera. Ich habe es bisher nur ein einziges mal geschafft, den Akku wirklich leer zu schießen. So finde ich es zwar schade, dass Fujifilm kein externes Akku-Ladegerät mit beilegt (geladen wird über ein Netzteil mit USB-C Kabel), kann aber schon irgendwie damit leben. Einen Ersatzakku habe ich mir trotzdem zugelegt. Zur Not könnte alternativ auch eine Powerbank zum gelegentlichen Nachladen im Rucksack oder der Kameratasche eingesetzt werden. Wohl gemerkt: Ich Fotografiere meistens nur „in JPEG“! Wenn du zusätzlich die RAW Files mit auf die Speicherkarte ablegen möchtest, dann verbraucht die Fujifilm Kamera natürlich zusätzliche Energie.
Eine weitere Besonderheit (auch wenn es bei allen Herstellern erfreulicherweise immer mehr zum Standard wird) ist der IBIS, welcher wie üblich als Sensor-Shift-Bildstabilisator realisiert wurde. Er soll in der X-T5 bis zu sieben Blendenstufen längere Belichtungszeiten erlauben. Vorausgesetzt natürlich, dass euer Motiv auch stillhält. Auch mit dem optischen Bildstabilisator entsprechender Objektive arbeitet der IBIS zusammen, etwa dem im meinem Fall mitgelieferten Fujifilm XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS (Beispielbilder mit dem XF 18-55 mm).
Auch mit Stabilisatoren in Objektiven anderer Hersteller wird die Zusammenarbeit nicht verweigert. Zumindest hatte ich bei meinem Tamron 17-70mm f2.8 keine Probleme feststellen können. Auch wenn ich anmerken muss, dass das Zusammenspiel mit den Original Fujifilm Objektiven gefühlt einen Ticken besser funktioniert.
Fujifilm X-Typisch „fehlt“ mal wieder der interne Blitz an der X-T5. Bei meinen bevorzugten Genres brauche ich zum Glück nur sehr sehr selten einen Blitz. Und sind wir mal ehrlich: Der Kamerainterne Blitz einer jeden Kamera kann auch gleich eingeklappt bleiben. Hier beschafft man sich notfalls einfach einen eher günstigen Aufsteckblitz vom bekannten Drittanbieter und gut ist.
Die Bildqualität und der 40 Megapixel Sensor
40 Megapixel? Wer braucht denn sowas? Diese Frage stellten sich wohl so einige, als Fujifilm mit der X-H2 kräftig die Werbetrommel rührte und mit der massiven Auflösung (für APSC-Kameras) Neuland betrat, auch ich nehme mich hier nicht aus. Solch eine Auflösung war bislang den Kleinbildsensoren vorbehalten.
Viele Fotografen hatten dabei (verständlicherweise) Angst vor zwei zentralen Punkten:
- Das Rauschverhalten durch die höhere Pixeldichte des Sensors
- Die Nutzbarkeit der „alten Objektive“ am neuen Sensor
Letzteres wurde noch zusätzlich durch ein weit verbreitetes Missverständnis der Fotoszene bezüglich der von Fujifilm veröffentlichen „Kompatibilitäts-Liste“ von Objektiven mit dem 40 MP Sensor befeuert. Dabei ging es ja gar nicht um „Kompatibilität“ sondern lediglich um die Erreichbarkeit der vollen Auflösung.
Mittlerweile – nach dem sich die Gemüter wieder ein wenig beruhigt haben – kann man auf die Eingangs-Frage nach dem „braucht man das?“ ganz klar antworten:
Mittlerweile ist die Fujifilm-Community allerdings wieder ein wenig zur Ruhe gekommen und hat sich darauf geeinigt, dass man 40 Megapixel nicht braucht, aber sehr gerne hat!
Die Pixeldichte des APSC-Sensors entspricht übrigens der eines 90 Megapixel auflösenden Kleinbildsensors! Weiterhin kommt natürlich das von Fujifilm erfundene X-Trans-Farbfilterdesign anstelle des üblichen Bayer-Musters zum Einsatz. Das soll für eine bessere Bildqualität mit höherer Farbauflösung und vor allem weniger Moiré sorgen. Bei diesem Filterdesign befinden sich in jeder Sensorzeile (und Spalte) alle drei Grundfarben Rot, Grün und Blau statt nur zwei Grundfarben (Grün und Rot oder Grün und Blau) wie beim Bayer-Muster. Auch erwähnenswert ist, das Fujifilm der einzige mir bekannte Hersteller spiegelloser APS-C-Systemkameras ist, der sein Objektivprogramm konsequent entwickelt und auf diese Sensorgröße und auch diese Pixeldichten ausgerichtet hat (Ja, nicht alle Objektive lösen die 40 MP auf – aber fast alle lösen deutlich über 26 MP auf).
Das Rauschen ist dabei solide. Durch die hohe Auflösung ist es sehr fein und damit weniger störend. Für mich (ja, ich habe die X-T4 und die X-T5 mehrfach direkt vergleichen können) ist das Rauschverhalten der Fujifilm X-T5 tatsächlich irgendwie angenehmer. Es fühlt sich nicht nach mehr Bildrauschen an, lediglich nach feinerem Bildrauschen. Logisch, es sind ja auch mehr Pixel, die potentiell rauschen können. Trotzdem sollte der ISO-Wert für gute Bildergebnisse nicht über die ISO 6400 hinausgehen. Die Farben sind weiterhin Fujifilm-typisch.
„Alte“ Objektive lassen sich natürlich voll umfänglich nutzen. Letztendlich profitiert jedes Objektiv von der gesteigerten Auflösung des Sensors – je höher die Auflösung des Objektivs, desto mehr Details sind allerdings logischerweise erkennbar.
Für noch mehr Auflösung gibt es den Multi-Shot Modus, der Fotos mit 160 Megapixel ausgibt. Dieser lohnt sich besonders bei statischen Motiven.
Worauf man sich allerdings einstellen sollte ist die Dateigröße! Ganz egal in welchem Format du fotografierst (RAW, JPEG, HEIC), deine Dateien sind nun um einiges größer und brauchen damit natürlich nicht nur mehr Speicherplatz auf dem Medium deiner Wahl, sondern stellen nochmals höhere Anforderungen an CPU und Grafikkarte während der Bildbearbeitung! Wenn eure Hardware also nicht mehr auf dem aktuellsten Stand ist und ihr euch nicht ganz sicher seid, wie das Zusammenspiel der größeren RAW Files mit euren Bildbearbeitungsprogrammen sich hier auswirkt, dann besorgt euch unbedingt vorab mal ein paar RAW-Files zum spielen. Nichts wäre ärgerlicher oder frustrierender, als nach dem Kauf der neuen Fujifilm Kamera gleich noch den PC upgraden zu müssen.
Der Autofokus
Dass Fujifilm Kameras nicht unbedingt den allerbesten Autofokus (im Vergleich zu Canon und Nikon) haben, ist ja hinreichend bekannt. Als „Nicht-Sport-Fotograf“ bringe ich den Autofokus allerdings nie wirklich an seine Grenzen. Ich kann mich also nun wirklich nicht beklagen.
Woran man sich – gerade mit der Fujifilm X-T5 – erst mal gewöhnen muss, ist der Autofokus im Zusammenspiel mit dem 40 Megapixel Sensor! Hier werden schon kleinste Fehlfokussierungen sichtbar und sei es, weil die kleinste Schrittweite des AF-Motors im Objektiv für einen Wechsel von minimalen Front- auf leichten Backfokus sorgt. Letzteres passiert mir zumindest aktuell noch recht gerne bei langen Brennweiten ab 200 mm. Auch das absolut exakte manuelle Scharfstellen ist damit nicht immer einfach. In „kleinen“ Sucher oder auf dem Display der Kamera erkennt man solche Feinheiten häufig nur schwer.
Im Vergleich zur X-T4 bringt der neue Sensor dafür mehr Phasen-Autofokus-Messsensoren mit sich: 3,33 Millionen anstatt der bisherigen 2,16 Millionen der 26-Megapixel-Modelle. Mit meiner alten Olympus OM-D möchte ich hier gar keinen Vergleich mehr ziehen. Hier macht sich das Upgrade nämlich fast am stärksten bemerkbar.
Mehr Messpunkte bringen natürlich auch Vorteile bei der Autofokus-Genauigkeit im Bezug auf die Unterscheidung von Motivdetails und der Erkennungsfunktionen, wie etwa von Gesichtern, Augen, Tieren, Fahrzeugen, Flugzeugen und so weiter. Auch Deep-Learning-Algorithmen sind mit an Bord.
Im Nutzerinterface werden die AF-Messfelder dann zugunsten der Übersichtlichkeit zu 425 Feldern gruppiert – ansonsten wäre die Kamera wohl auch nicht mehr bedienbar.
Die Geschwindigkeit des AF hängt bei der Fujifilm X-T5 stark von der Brennweite ab, wobei der Autofokus mit zunehmender Brennweite im Tele-Bereich deutlich langsamer wird. Aber das kennen wir ja schon von vielen anderen Kameramodellen und -Herstellern.
Wetterfestigkeit – Kann ich mit der Fujifilm X-T5 baden gehen?
Gerade im Bereich der Streetfotografie und auch in der Landschafts- und Reisefotografie muss man sich als Fotograf*in auf wechselnde Wetterbedingungen einstellen bzw. arrangieren. In Deutschland soll es ja bekanntlich des öfteren mal regnen, auf Inseln, wie zum Beispiel Fuerteventura begegnet man mit seinem Equipment dagegen Sand, Staub und Meerwasser und im Winter ist es gerne mal recht kalt. Gegen all diese Umwelteinflüsse also eine Kamera, die voraussichtlich nie ein Fotostudio von innen sehen wird zumindest rudimentär geschützt sein!
Ums vorweg zu nehmen: Du kannst natürlich mit der X-T5 baden gehen – allerdings wahrscheinlich nur ein Mal! (gefolgt von einer Neuanschaffung) 😉
Spaß beiseite! Das Gehäuse der Fujifilm X-T5 ist mit insgesamt 56 Dichtungen recht gut gegen das Eindringen von Spritzwasser und Staub geschützt. Sogar einen Frostschutz von bis -10 °C verspricht der Hersteller. Auch an sämtlichen Klappen vor den Schnittstellen, dem Doppel-SD Speicherkartenfach, sowie dem Akkufach sind Dichtungen zu finden. Verwendet man nun ein Objektiv mit dem Zusatz „WR“ (Weather Resistant), so kann man die Kamera von Fujifilm eigentlich recht Bedenkenlos auch im Regen zücken – ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen, wie beispielsweise die lästigen Folien.
Letzteres ist übrigens mir der Grund, warum ich eigentlich immer mein Fujicron 23mm f2 mit in die Kameratasche packe! Mit diesem Objektiv an der Kamera wurde ich schon des öfteren von einem plötzlich vom leichten Nieselregen in einen Schauer wechselnden Niederschlag überrascht. Nun ja, was soll ich hier noch mehr sagen als: Praxistest Wetterfestigkeit bestanden!
Fairerweise muss man natürlich noch zusätzlich erwähnen, dass ich bei länger anhaltendem Dauerregen die Kamera trotzdem irgendwann in ihre Tasche packe und mich in ein Café begebe, oder einen Regenschirm zücke. So wirklich viel Spaß habe ich nun auch nicht daran, wenn mir das kalte Wasser vom Nacken über den Rücken läuft. 😉
Softwareupdates bei Fujifilm
Was mich wirklich sehr positiv überrascht hat ist die Art und Weise, mit der das Thema Software im Hause Fujifilm umgegangen wird! Jemand, der Informatik studiert hat, legt hier wohl größeren Wert drauf, als der Bevölkerungsdurchschnitt. 😉
Wenn ich mich mal so an meine anderen Kameras zurückentsinne und auch mit Freunden auf anderen Systemen über das Thema spreche, fällt einem recht schnell auf: „Fujifilm nimmt das ernst!“
Für meine Fujifilm X-T5 gab es seit dem Release bis zum 08.03.2024 nun schon ganze 9 Firmware Upgrades. Selbst für die mittlerweile doch schon ein wenig ältere X-T3 erschien am 22.01.2024 das letzte Update (insgesamt 23!!!). Glaubt man der aktuellen Roadmap, wird diesen Sommer auch die neue Filmsimulation „Reala Ace“, die mit der X100VI von der GFX 100 II auf die X-Serie adaptiert wurde für meine X-T5 nachgereicht.
Wer sich selber von Fujifilms Update-Freudigkeit überzeugen möchte, kann gerne hier ein wenig stöbern: Firmware: Camera | FUJIFILM X Series & GFX – Global (fujifilm-x.com)
Was taugt Die Fujifilm X App?
Bei Kamera-Apps bin ich ein gebranntes Kind – die Olympus Variante versagte bereits vor ein paar Jahren ihren Dienst, meine EM-10 wurde nicht mehr unterstützt. Ich setze also hier nie allzu hohe Erwartungen an eine Kamera-App. Näher betrachtet habe ich sie natürlich trotzdem und ich wurde positiv überrascht!
Die (drahtlose) Kommunikation zur App gibt sich mit Bluetooth und ergänzendem WLAN sehr modern. Zudem erlaubt die Bluetooth-Verbindung eine Dauerverbindung im BLE (Bluetooth-Low-Energy) Modus. Hiermit werden Ortungsdaten vom Smartphone an die Kamera übertragen und deinen Fotos hinzugefügt. Äußerst angenehm! (Ich vergesse allerdings meistens, die App rechtzeitig zu aktivieren 😉 )
Fotos können recht bequem auf ein Mobilgerät übertragen werden, allerdings mit Einschränkungen, was Dateiformat und Auflösung angeht. Für den schnellen Instagram-Post zwischendurch reicht es aber allemal!
Natürlich erlaubt die Fujifilm X-App die Fernsteuerung der Kamera vom Smartphone aus. Live-Bildübertragung, einstellen der Aufnahmeparameter und sogar Firmware-Updates sind hierbei bequem vom Smartphone aus möglich. Darüber hinaus kann das Mobiltelefon selbstverständlich als Bluetooth-Fernauslöser verwendet werden.
Mit der „X-App“ beziehe ich mich hierbei auf die neueste Version der Fujifilm Kamera Apps, vorgestellt am 25. Mai 2023 (Introducing the new camera app „FUJIFILM XApp“ | NEWS | FUJIFILM Digitalkameras X Serie & GFX -Deutschland (fujifilm-x.com)).
Kompatibel sind dabei folgende Kamera-Modelle mit der neuen App (aktuelles Firmwareupdate vorausgesetzt):
FUJIFILM GFX100S, FUJIFILM GFX50S II, FUJIFILM X-H2S, FUJIFILM X-H2, FUJIFILM X-Pro3, FUJIFILM X-T5, FUJIFILM X-T4, FUJIFILM X-T3, FUJIFILM X-T30 II, FUJIFILM X-T30, FUJIFILM X-S20, FUJIFILM X-S10, FUJIFILM X-E4, FUJIFILM X100VI, FUJIFILM X100V
Und natürlich alles, was sonst noch so nach der X-T5 auf den Markt gekommen ist. Nutzer*innen ältere Modelle müssen sich hier leider mit der Vorgänger-Version zufrieden geben. (Immerhin wird hier nicht einfach der Support für ein altes Kameramodell aus der bestehenden App entfernt)
Beispielbilder
In einem Kamera-Review darf eins natürlich so überhaupt nicht fehlen! Beispielbilder! Um meiner Pflicht genüge zu tun, habe ich mal hier in den blitzeria-Archiven und euch ein paar Fotos passend zu meinen primären Genres, in denen natürlich auch meine Fujifilm Kamera zum Einsatz kommt herausgesucht. Viel Spaß!
Beispielbilder mit der Fujifilm X-T5 – Streetfotografie
Wir starten mit der Streetfotografie. Hier hat sich für mich die Kombination aus Fujifilm X-T5 und dem Fujifilm 23mm f2 und dem mitgelieferten Kit-Objektiv, dem Fujifilm XF 18-55 mm f2.8-4 als äußerst vielseitig und (ganz wichtig) sehr unauffällig erwiesen. Mit größeren Objektiven sticht man doch ein wenig zu arg aus der Masse heraus.
Beispielbilder mit der Fujifilm X-T5 – Reisefotografie
Weiter gehts mit der Reisefotografie, einer der (meiner Meinung nach) Parade-Disziplinen der Fujifilm Kamera. Nicht nur, wegen der hervorragenden Bildqualität, sondern auch die Themen Wetterfestigkeit, Verarbeitungsqualität und Systemgewicht spielen hier eine zentrale Rolle. Mehr dazu aber im Fazit unseres Langzeit-Reviews.
Beispielbilder mit der Fujifilm X-T5 – Landschaftsfotografie
Und abschließend noch ein paar Landschaftsbilder, die mit meiner Fujifilm X-T5 entstanden sind. Interessant dabei ist übrigens, dass einige der Bilder aus einem (langsam) fahrenden Auto entstanden sind (als Beifahrer natürlich). Chapeau also an den Bildstabilitsator und die Fahrerin!
Fazit: Ist die X-T5 meine „Perfekte“ Fujifilm Kamera?
Ganz schön viel Lesestoff! Naja, irgendwie gibts nach etwas über einem Jahr mit einer neuen Kamera und damit auch noch einem Systemwechsel doch so einiges zu berichten! Kommen wir also (endlich) zum Fazit unseres Reviews zur Fujifilm X-T5 nach ca. einem Jahr im Dauereinsatz. Es folgt ein kleines Fazit und eine Einordnung der Kamera in die Genres Streetfotografie und Reisefotografie.
Mein Fazit zur Fujifilm X-T5: Das gefällt mir besonders
Ganz kurz und knapp zusammengefasst, begeistern mich an meiner neuen Kamera vor allem die folgenden Punkte:
- Haptik (Selten lag mir eine Kamera so angenehm in der Hand!)
- Bildqualität
- Das „analoge“ Bedienkonzept
- Die Film-Simulationen
Wer auf diese, oder ähnliche Punkte Wert legt, der kommt eigentlich nicht um die Fujifilm X-T5 herum. Kein Wunder, dass es mittlerweile ganze Bücher einzig über die Filmsimulationen gibt, denn für mich macht gerade dieser Punkt „das Kraut fett“!
Bisher habe ich grundsätzlich in RAW fotografiert – mittlerweile nutze ich des öfteren einfach nur noch JPEG bzw. HEIC als Dateiformat der Wahl. In der Post-Produktion wird dann lediglich die Belichtung korrigiert, oder nach S/W konvertiert. Die Zeitersparnis ist übrigens enorm (der nicht verbrauchte Speicherplatz auch)!
Vergleicht man die Fujifilm Kamera rein anhand ihrer Features (und ihres UVP), so endet man häufig bei Konkurrenz im Vollformat. Ein ordentliches Kompliment an Fujifilm, oder? Was man nun selbst bevorzugt (APS-C oder Vollformat), mit den jeweiligen Vor- und Nachteilen der Systeme muss man allerdings selbst entscheiden. Ich jedenfalls bin aufgrund des etwas kleineren Systems bei der X-T5 und nicht bei einer Alpha 7 gelandet.
Mein Fazit zur Fujifilm X-T5: Schwächen?
Was mir (und auch vielen anderen auch) am wenigsten gefällt, ist die Art und Weise, wie Fujifilm mit dem Thema Batterieladegerät umgeht. Hier wird nämlich lediglich ein USB-C Netzteil beigelegt. Der Anwendende möge sich bei Bedarf doch selbst um ein passendes externes Ladegerät kümmern. 😉
Angesichts des doch recht stolzen Preises wäre es meiner Ansicht nach doch sehr angebracht gewesen, ein ordentliches Ladegerät beizulegen (so wie früher eben auch). Aber anscheinend schaut man sich hier mittlerweile die Kniffe zur Gewinnoptimierung bei den namenhaften Herstellern aus dem Smartphone-Lager ab.
Früher wurde von Fujifilm darüberhinaus noch ein kleiner, günstiger Aufsteckblitz beigelegt (das Kameragehäuse verfügt ja über keinen integrierten Blitz) – schade, dass auch dieser gestrichen wurde. Für mich als System-Umsteiger heißt das in diesem Fall wohl, dass ich nochmal ein wenig in die Tasche greifen muss.
Nun ja, ich wusste ja vorab, was im Lieferumfang der Kamera ist und was ich mir noch zusätzlich zulegen muss. Rein auf die Features der Kamera bezogen, gibt es aber wirklich nichts zu meckern.
Bei der Remote-App wurde zum Glück nachgebessert, denn bei der alten Version hatte ich hin und wieder mal mit Verbindungsabrissen zu kämpfen. Fuji hat also auch hier (endlich) auf seine Nutzer gehört und ist seinem „Kaizen“ Prinzip nachgekommen.
Ist die X-T5 die perfekte Reisekamera?
Klare Antwort: Ja!
Warum? Trotz des sehr umfangreichen Leistungsumfangs ist die Kamera relativ klein und kompakt geblieben. Gerade, wenn man einen IBIS im Gehäuse verbaut, schluckt dieser ja bekanntlich ganz ordentlich Platz.
Der Akku ist wirklich top und mit dessen Kapazität wird darüber hinaus auch noch äußerst effizient umgegangen. (Einen zweiten Akku habe ich mir dennoch besorgt, man weiß ja nie…)
Der Sensor liefert trotz der vielen prophezeiten Probleme mit seinen 40 MP sowohl in Kombination mit älteren Objektiven, als auch bei schwächerem Licht, das steht für mich nach einem Jahr Nutzung nun wirklich außer Frage!
Und am aller wichtigsten ist die X-T5 für mich die perfekte Reisekamera, weil sie wirklich, wirklich Spaß macht. Und ja, so ganz nebenbei: Die tolle Auswahl an hochklassigen Objektiven ist auch nicht zu vergessen!
Ist die X-T5 die perfekte Kamera für Streetfotografie?
Klare Antwort: Für mich auf jeden Fall!
Warum? Das System lässt sich mit relativ kleinen und trotzdem hochwertigen Objektiven bestücken. Man schreit also nicht auf die Straße: „Achtung, ich bin Fotograf!“ sondern arbeitet fast ein klein wenig undercover. Man findet zudem ausreichend Objektive, die auch Wettergeschützt sind, sodass man nicht bei jedem Regentropfen (und da wird es auf der Straße ja häufig erst interessant) die Kamera wegpacken, oder in Folie einwickeln muss.
Hier liebäugle ich beispielsweise immer mal wieder mit dem zwar nicht perfekten, aber angenehm kleinen 27mm f2.8 WR.
Gerade der tolle Dynamikumfang des Sensors und der wirklich ausreichend dimensionierte Bildpuffer sorgen dafür, dass man tolle Momente auf die Speicherkarte bannen kann.
Ist die X-T5 die perfekte Kamera für Landschaftsfotografen?
Weniger eindeutig: Es kommt drauf an!
Gewichtstechnisch liegt die X-T5 zwischen einer MFT- und einer Vollformat Kamera. Sie ist also durchaus noch als recht portabel zu bezeichnen. Für lange Bergwanderungen ist sie aber meiner Ansicht nach eher nicht gemacht, eine MFT Kamera ist hier wohl doch ein wenig leichter. Der „Profi-Landschaftsfotograf“ wird auf der anderen Seite wohl eher ein Voll- oder Mediumformat Modell bevorzugen. Also: „Nichts halbes, nichts ganzes!“
Für mich als Amateur-Fotograf ist sie X-T5 allerdings auch im Bereich der Landschaftsfotografie mehr als ausreichend und erfüllt ihren Zweck mehr als gut! Gerade mit dem (meiner Ansicht nach) wirklich überragenden Kit-Objektiv, das mich immer wieder hinsichtlich seiner Bild- und Verarbeitungsqualität überrascht hat. Demnächst wandert wohl noch ein anständiges Ultraweitwinkel in meine Objektivsammlung, dann bin ich wirklich für alle Genres gerüstet!
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